Quantcast
Channel: Wissenschaft – Blogfraktion.de
Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Deutschland braucht verlässliche Wissenschaftskarrieren

$
0
0
Unser Wissenschaftssystem ist nur so gut wie seine Wissenschaftler (Foto: flickr.com/ Universität Wien)

Das Wissenschaftssystem ist nur so gut wie seine Wissenschaftler, daher brauchen junge Akademiker attraktive Karrierewege (Foto: flickr.com/ Universität Wien)

Wir sind ein rohstoffarmes Land. Bei der Schlussfolgerung daraus sind sich alle einig: Mehr Bildung, bessere Bildung!

Was dabei oft vergessen wird: Unser Wissenschaftssystem ist nur so gut wie seine Wissenschaftler und wir stehen in einem internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe. Wir sind nur dann konkurrenzfähig, wenn wir den jungen Wissenschaftlern attraktive Karrierewege aufzeigen können.

Keine einfachen Lösungen

Als vermeintlich schnelle Lösung wird regelmäßig die Forderung nach  einer Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes erhoben. Es regelt die Befristung von Arbeitsverträgen, vor allem in der Zeit vor und nach einer Doktorarbeit. Die Behauptung: Weniger Zeitverträge  oder längere Laufzeiten bedeutet weniger Unsicherheit gleich mehr Karriereperspektive.

Das ist so einfach wie verkürzt. Zeitverträge sind für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein wichtiges Mittel des Einstiegs in eine Forschungskarriere. Die vielerorts überbordende Befristungspraxis wollen wir allerdings beenden. Wir möchten die Vertragslaufzeiten an die Laufzeit der Qualifikationsphase bzw. der Projekte koppeln, in denen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beschäftigt sind. Viertelstellen oder gar noch kleinere Bruchteile von Stellen sind unzumutbar. Soweit die Selbstverpflichtungen der Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen dabei nicht ausreichen, müssen wir eben auch wie im Koalitionsvertrag vereinbart über die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu guten Lösungen kommen. Änderungen dürfen aber nicht nur gut gemeint sondern müssen auch gut gemacht werden, damit Gestaltungen, die jungen Leuten helfen wie kurze Überbrückungs- oder Verlängerungsverträge, am Ende nicht  unter die Räder geraten.

Das Problem liegt in der Struktur

Die wissenschaftliche Karriere hat in Deutschland in der Regel immer noch ein Ziel: Die Professur, vor allem als sogenannte W3-Professur oder Vollprofessur. Wir glauben nicht, dass in einem so dynamischen Wissenschaftssystem wie unserem ein starrer Aufstiegsweg nach dem Muster „entweder Professur oder gar nichts“ noch zeitgemäß ist. Zumal es im Verhältnis zu den vielen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nur sehr wenige solcher Stellen gibt. Wir brauchen Karrierewege jenseits der Vollprofessur, ob innerhalb oder außerhalb der Hochschule.

Die CDU/CSU-Fraktion hat hierzu bereits in der letzten Legislaturperiode viele Vorschläge gemacht. So meinen wir, dass mit der Einführung einer befristeten Assistenzprofessur unterhalb der Vollprofessur neue Wege eröffnet werden können. Gleichzeitig sollten solche Stellen mit einem Tenure-Track ausgestattet werden. Das bedeutet, dass die Assistenzprofessur nach einer bestimmten Zeit unkompliziert und ohne Ausschreibung in einer Professur aufgehen kann, wenn die Kandidatin oder der Kandidat sich bewährt haben. Als neue Personalkategorie wollen wir zudem den Associate-Professor, nach angelsächsischem Vorbild einführen.  Die TU München ist vor etwa zwei Jahren genau diesen Weg gegangen und hat das Karrieremodell „TUM Faculty Tenure Track“ – bestehend aus Assistant- und Associate-Professur – eingeführt und gezeigt, dass es sich bei dem in unserem Antrag ausgearbeiteten Vorschlag um ein sehr praxistaugliches Modell handelt. Dazu war übrigens keine Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes nötig.

Ein guter Überblick zu unseren Ideen findet sich in unserem Antrag aus der letzten Legislaturperiode.

 

Länder sind in der der Verantwortung

Damit kommen wir zum eigentlichen Problem. Wir können zwar anregen, für die Ausgestaltung der Stellenstruktur sind aber Länder, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zuständig. Und wissenschaftliche Karrieren sind immer auch eine Frage des Geldes. Das gilt besonders für die Grundfinanzierung der Hochschulen.

Nur wenn die Hochschulen verlässlich und ausreichend Geld bekommen, können sie dauerhafte Arbeitsplätze für unsere besten Köpfe schaffen. Und dafür sind die Länder zuständig. Durch die Übernahme des gesamten Bafögs wird die Große Koalition die Länder massiv entlasten. Dafür haben sie versprochen, das frei werdende Geld in Schulen und Hochschulen zu stecken. Allerdings müssen wir erkennen, dass immer mehr Länder die Wissenschaft zugunsten der schulischen Bildung weiter vernachlässigen. Das ist der falsche Weg. Das wird am Ende sehr teuer für alle: Denn nur gute finanzierte Universitäten und Fachhochschulen bringen gute Absolventen hervor, die wir in ganz Deutschland dringend brauchen.

Der Bund hat dazu bereits viel beigetragen. Mithilfe von Hochschulpakt, Pakt für Forschung und Innovation sowie der Exzellenzinitiative wurde in erheblichem Ausmaß in bessere Arbeitsbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs investiert und zahlreiche neue Stellen geschaffen. Wenn die Länder nicht mitziehen und genug Geld in die Hand nehmen, wird das allein aber nicht helfen.

 

Co-Autor dieses Beitrags ist Tankred Schipanski MdB. Gemeinsam mit Alexandra Dinges-Dierig ist er Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für Wissenschaftlichen Nachwuchs.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Latest Images

Trending Articles





Latest Images